Der Mikrokredit als Kleinkredit

Mikrokredite gelten als eines der erfolgreichsten Instrumente der Entwicklungspolitik. Mikrokredite sind jedoch keine neue Erfindung. Bereits vor über 150 Jahren entwickelte Friedrich Wilhelm Raiffeisen ein Genossenschaftsmodell, das auf dem Selbsthilfe- und Solidaritätsprinzip basiert und heute noch in den Genossenschaftsmodellen der Volks- und Raiffeisen weiterlebt. Das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ findet, wie schon bei Raiffeisen, bei vielen Mikrofinanzinstituten in Entwicklungsländern Anwendung und wurde maßgeblich durch den Wirtschaftswissenschaftler Mohammad Yunus in Bangladesch weiterentwickelt.

Herr Yunus suchte bereits 1976 nach einem Weg, die Einkommenssituation sozial schwacher Menschen und Personengruppen nachhaltig zu stärken. Seiner Erkenntnis nach benötigen Menschen meist nur geringe Geldbeträge, um Materialen oder Rohstoffe zu erwerben, um ein Handwerk oder ein Gewerbe auszuführen. Hauptproblem war damals, wie auch heute, das vorhandene Bankensystem und der bereits etablierte Kreditmarkt. Der vorhandene Kreditmarkt wurde von Geldverleihern dominiert, die Wucherzinsen verlangten. Etablierte Banken waren aufgrund von fehlenden Sicherheiten und negativer Deckungsbeiträge bei Kleinkrediten nicht bereit, Kredite einzuräumen.

Daher gründete Mohamed Yunus nach einer Testphase, die er mit eigenen Mitteln bezahlte im Jahr 1983 die Grameen-Bank, die inzwischen Kleinstkredite an rund 6,6 Millionen arme Menschen vergeben hat. Die Kreditnehmer kaufen sich davon Mobiltelefone, Tiere, Saatgut oder eine Wasserpumpe, um Trinkwasser zu verkaufen. Studien zufolge hat jeder zweite Grameen-Kunde mit einem eigenen Unternehmen den Sprung aus der Armut geschafft. Mohammad Yunus gilt als Erfinder der Mikrokredite. Für seine Arbeit erhielt er im Jahr 2006 den Friedensnobelpreis.